
Umwelttechnik
Ann-Kathrin, wie und warum hast du dich für ein Studium der Umwelttechnik entschieden?
Obwohl Biologie eines meiner liebsten Fächer war, war mir klar, dass ich damit nicht unbedingt die besten Berufschancen haben würde und besser etwas Technisches studieren sollte. Nach langem Suchen habe ich in einer Beschreibung des Studiengangs Umwelttechnik gelesen, dass Chemie, Biologie und Ingenieurwissenschaftliche Grundlagen den Schwerpunkt bilden. Das war genau meins. Die Hochschule Bremen habe ich mir ausgesucht, da der Studiengang dort international angeboten wird. Das heißt, ein Jahr des Bachelors wird im Ausland absolviert.
Du hast Ende 2012 den Master abgeschlossen und promovierst jetzt am Wasserforschungsinstitut der Technischen Hochschule in Zürich. Was machst du dort?
Kommunale Abwasserreinigungsanlagen entfernen bei heutigem Stand der Technik Nährstoffe – Stickstoff, Phosphor und Kohlenstoff – aus dem Abwasser. Zahlreiche Stoffe werden nicht oder nur teilweise zurückgehalten. Aus diesem Grund gelangt kontinuierlich eine Vielzahl von Chemikalien wie Arzneimittel, Biozide, Lebensmittelzusatzstoffe und Inhaltsstoffe aus Reinigungsmitteln, Imprägnierungen, Farben etc. in die Gewässer. Diesbezüglich gibt es für Umweltingenieurinnen und -ingenieure noch viel zu tun. Auch Coffein, Schmerzmittel und Drogen lassen sich im Abwasser nachweisen. Meine Aufgabe ist es, mehr über den Abbau von diesen sogenannten Mikroverunreinigungen herauszufinden. Interessanter Nebeneffekt: Statt eine Umfrage zu machen, können wir über diese Proben auch herausfinden, wie viele Drogen in einem bestimmten Gebiet konsumiert werden.
Das klingt interessant! Was fasziniert dich persönlich daran, Ingenieurin zu sein?
Wie wir Ingenieurinnen und Ingenieure es schaffen, die Natur zu kopieren und in Prozessen optimiert zu nutzen. Es ist spannend, naturwissenschaftliche und technische Grundlagen heranzuziehen, um zum Beispiel im Bereich Wasser/Abwasser Infrastrukturen und Anlagen zu entwickeln, zu planen, zu realisieren und zu betreiben. Da geht es dann um ganz konkrete Sachen wie Trinkwasserversorgung, Abwasseraufbereitung, Schleusen, Staudämme, Wind- und Wasserkraftanlagen, Reduzierungen von Luftverschmutzung, Berechnung von Hochwasserrisiken von Flüssen, Müllbehandlung etc.
Was möchtest du in deiner Zukunft realisieren?
Ich kann mir gut vorstellen, einen Job zu haben, der Forschung und Anwendung verbindet. Ich möchte meinen Beitrag dazu leisten, nachhaltige Lösungen für die Probleme unserer heutigen Gesellschaft zu finden und unsere Natur und Umwelt zu erhalten. Eine wichtige Aufgabe sehe ich in der Arbeit in Entwicklungsländern, um beispielsweise den Zugang zu sauberem Trinkwasser zu verbessern.
Ann-Kathrin Ostermeyer, 26, absolvierte nach dem Bachelor of Science in Umwelttechnik an der Hochschule Bremen ihren Master of Science in Environmental Engineering in San Diego/ Kalifornien. Heute promoviert sie in der Schweiz an der ETH Zürich und am Wasserforschungsinstitut Eawag. In ihrer Freizeit wandert und klettert sie, fährt Ski und Fahrrad, macht Yoga und kocht gerne.
Ann-Kathrins Tipp: „Traut euch, etwas Technisches zu studieren. Es macht Spaß und es gibt gute Berufsperspektiven!“