Interview
„Der Umgang mit Glas bietet viele Herausforderungen.“
Nicole, du hast eine Ausbildung zur Feinoptikerin begonnen und warst direkt so fasziniert, dass du dich entschlossen hast, zusätzlich Laser- und Optotechnologie zu studieren.
Ja, ich übe den Beruf sehr gerne aus, denn die Arbeit mit Glas ist abwechslungsreich und bietet viele Herausforderungen. Man muss sich ständig auf Neues einstellen. Es wird nie langweilig und kein Tag ist wie der andere. Außerdem sind die technologischen Möglichkeiten mit dem Werkstoff Glas und den optischen Systemen noch lange nicht ausgeschöpft.
Was machst du genau und wie sieht dein Arbeitsalltag aus?
Als Auszubildende im Bereich Feinoptik lerne ich Linsen und Prismen, beispielsweise für Mikroskope oder medizinische Diagnosegeräte, anzufertigen. Diese werden zunächst aus Glasblöcken gesägt und anschließend von Hand geschliffen und poliert. Je nach späterem Einsatzort müssen die fertigen Teile dann noch beschichtet, entspiegelt oder verspiegelt werden. Mein Arbeitstag beginnt um 7 Uhr mit der Aufgabenverteilung, der Absprache mit meinem Ausbilder und der Planung von Ausbildungsprojekten oder weiteren Arbeitsschritten, wenn ich gerade mitten in einem Projekt stecke. Daran anschließend lege ich fest, welche Maschinen ich brauche, welche Materialien und welche Hilfsmittel, und bereite alles entsprechend vor. Der Arbeitsplan wird mit dem Fortschritt des Werkstücks abgeglichen, ständig erfolgt die Kontrolle der Qualitätsanforderungen. Und grundsätzlich achten wir auf Sauberkeit und Ordnung.
Das klingt wirklich interessant. Hat dich jemand in deiner beruflichen Entscheidung unterstützt?
Ich habe viel Unterstützung durch meine jetzige Berufsschullehrerin erhalten, die mich überhaupt erst auf diese Idee gebracht hat. Meine Ausbildungsbetreuerin bei der Jenoptik hat mir dann den Weg für das Studium geebnet. Eine bessere Chance kann man nicht bekommen als ein Studium, welches das Berufsbild der Feinoptikerin beinhaltet und den Abschluss als Bachelor. Schon in der Schule – was allerdings schon zehn Jahre her ist – habe ich mich für die technischen Sparten im Berufsleben interessiert.
Die Kombination aus Praxis und Studium ist in deinem Fall ja wirklich perfekt, oder?
Absolut! Ich sammle im ersten Jahr hauptsächlich praktische Erfahrungen in der Ausbildung zur Feinoptikerin. Im Studium habe ich dann zwischen den Semestern immer Praxisphasen, in denen ich in den normalen Unternehmensalltag bei Jenoptik integriert werde. Dadurch habe ich die Möglichkeit, Theorie und Praxis zu verknüpfen und intensiv mit Glas, Linsen und optischen Systemen umzugehen.
Was glaubst du, was wäre wichtig, um mehr Frauen Mut zu machen, eine technische Ausbildung oder ein ingenieurwissenschaftliches Studium zu beginnen?
Ich denke, viele glauben, dass Technik eine Männerdomäne ist. Dabei sind Frauen sicher eine Bereicherung für die Zukunft dieser Berufe. Frauen sind intelligent, kreativ und innovativ! Selbstbewusstsein und Mut gehören aber eben auch zur Entscheidung für eine technische Ausbildung oder einen technischen Studiengang, nicht nur Cleverness und Kreativität. Deshalb sollte man den jungen Frauen, die heute Abitur machen, schon in der Schule mehr Mut zusprechen, sich für einen solchen Schritt zu entscheiden. Auch die Eltern spielen eine wichtige Rolle bei einer solchen Entscheidung.
Nicole Genennichen, 28, macht eine Ausbildung als Feinoptikerin bei Jenoptik in Jena. Die Ausbildung ist gleichzeitig ihr Praxissemester für das Studium der Laser- und Optotechnologie an der Ernst-Abbe-Fachhochschule Jena, das Nicole mit dem Bachelor of Engineering abschließen will. In ihrer Freizeit spielt sie am liebsten Fußball oder Squash, kocht oder geht mit ihrem Hund spazieren.
Nicoles Tipp: „Auf jeden Fall vorher Informationen einholen, zum Beispiel im Internet, bei der Hochschule oder bei den Firmen direkt, die ein duales oder ein Bachelorstudium anbieten. Mit Freundinnen, Freunden oder Bekannten sprechen, die etwas in der Richtung studieren. Fragen, Fragen, Fragen ... nur die bringen Antworten.“