/* Informationsverarbeitung in den Lebenswissenschaften */
Die Sequenzierung des menschlichen Genoms – das ist die Bestimmung der DNA-Sequenzen, also der Erbinformationen in den Chromosomen – stellt einen wichtigen Meilenstein in der Bioinformatik dar. Dadurch ist es möglich geworden, die Baupläne (Gene) für die einzelnen Bausteine des Körpers gezielt zu untersuchen. In der Bioinformatik wird dieses Wissen angewandt, um genetisch bedingte Krankheiten systematisch zu erforschen. Mithilfe von Softwareprogrammen werden dabei die menschlichen Gene analysiert. Die Ergebnisse dieser Arbeit sind Grundlage für verbesserte Diagnosen und Therapien.
Bei der Entwicklung neuer Medikamente werden ebenfalls Methoden der Bioinformatik genutzt. Denn Medikamente wirken, indem sie bestimmte Bausteine im Körper, zum Beispiel Proteine, beeinflussen. Durch die Analyse von Proteinstrukturen und die Simulation biochemischer Prozesse im Körper können Bausteine im Körper gefunden werden, die für die medikamentöse Behandlung geeigneter sind.
Auch das Erbgut von Tieren und Pflanzen wird mithilfe der Bioinformatik untersucht, verglichen und analysiert. Dadurch können bestimmte Eigenschaften der einzelnen Gene erkannt und für neue Züchtungen genutzt werden. Pflanzen können so beispielsweise resistenter gegen Trockenheit oder Pilzbefall gemacht werden.
Mit Informatik gegen Grippe & Co
In ihrer Promotion hatte Alice McHardy an „Methoden zur Genvorhersage für prokaryotische Genomsequenzen” gearbeitet, d.h. an Methoden, mit denen sich die Gene in entschlüsselten Genomen lokalisieren lassen. Als Leiterin der Forschungsgruppe „Computational Genomics und Epidemiology" am Max-Planck-Institut für Informatik in Saarbrücken arbeitete sie später an der Erforschung der Evolution des Grippevirus. Hierbei war es das Ziel, am Rechner denjenigen Virenstamm vorherzusagen, der die nächste Grippewelle verursachen wird, und diesen für eine Anpassung des Impfstoffes rechtzeitig vorzuschlagen.
Drei Jahre lang hatte Alice McHardy nach der Promotion als Postdoc in New York am IBM Research Center verbracht und sich schließlich doch entschieden, ihre wissenschaftliche Karriere in Deutschland fortzusetzen: „Die Zeit in den USA war spannend. Ich war an einem tollen Forschungszentrum, die Stelle passte fachlich gut zu mir.” Langfristig wollte sie aber nicht in der Industrieforschung bleiben und auch die Arbeitsbedingungen in den USA mit wenig Urlaub machten es schwer, die familiären Kontakte in Deutschland zu pflegen.
Als sie 2009 dann die Möglichkeit bekam, sich um eine Professur zu bewerben, hatte sie nicht wirklich damit gerechnet, dass sie als junge Forscherin eine Chance auf den Job hätte. „Aber dann passte es irgendwie”, sagt sie. „Ich genieße es, dass ich jetzt mehr Sicherheit für meine eigene Forschung habe.” Für Alice McHardy wird es immer dann spannend, wenn ein Anwendungsproblem in Sicht ist. Das macht für sie die Faszination ihres Faches aus. „Was wir erforschen, das kann in der biomedizinischen Forschung und irgendwann auch in der Medizin angewandt werden”, beschreibt sie den Praxisbezug ihrer Arbeit. „Der Weg dorthin ist weit, aber ich finde es wichtig, dass man mit seiner Forschung irgendwann einmal jemandem weiterhelfen kann.”
„Ich finde es wichtig, dass man mit seiner Forschung irgendwann einmal jemandem weiterhelfen kann.”
Alice McHardys Tipp: „Wenn du Interesse an Logik und methodischem Denken hast, könntest du dich in der Informatik sehr wohl fühlen. Nutze unbedingt den Girls‘Day und die offenen Hochschultage, um dir die Fächer aus der Nähe anzugucken.”