Mich hat die Vorstellung begeistert, für ein vorhandenes Problem durch eine logische und strukturierte Herangehensweise eine Lösung zu finden. Außerdem hat mich besonders interessiert, dass in dem Teilbereich Bildverarbeitung und Mustererkennung zur Lösung realer Probleme, wie beispielsweise bei der Segmentierung des Sehnervs in Aufnahmen des Auges oder der Erkennung des Menschen in der Mensch-Roboter-Interaktion, Mathematik praktisch zum Einsatz kommt.
Wurden Sie bei der Wahl Ihres Studiums unterstützt oder gab es eher kritische Stimmen?
Meine Eltern, Freundinnen und Freunde haben mich voll in mei-
ner Entscheidung unterstützt. Wohingegen einige Lehrerinnen
und Lehrer von meiner Entscheidung sehr überrascht waren.
Sie dachten, ich würde meine Talente in der
Informatik verschwenden, und hatten eher
erwartet, dass ich zum Beispiel Medizin
studieren würde. Nur mein Mathematik-
lehrer sah das anders.
Heute sind Sie an der Universität Bielefeld im Institut für Angewandte Informatik in der Roboterforschung tätig. An welchen Projekten arbeiten Sie konkret?
Zurzeit leite ich das Projekt „Model-free Trajectory Generation”. In diesem Projekt arbeiten wir an der Vision eines flexiblen Roboterarms, der Arbeiterinnen und Arbeiter in der Kleinserienfertigung als dritte Hand unterstützen soll. Erstmalig haben wir die Akzeptanz eines solchen Systems mit Mitarbeitenden der Firma Harting getestet. Außerdem arbeiten wir an der Implementierung neuer Fähigkeiten. Eine wichtige Rolle spielen dabei Maschinelles Lernen und Bildverarbeitung, beides Teilgebiete der Informatik.
Maschinelles Lernen? Was müssen wir uns darunter vorstellen?
Mithilfe von Maschinellem Lernen kann der Roboter aus wenigen gezeigten Beispielbewegungen lernen, wie er sich in einer bestimmten Umgebung kollisionsfrei zu bewegen hat. Aufgabe der Bildverarbeitung ist es dann, spontan auftauchende Hindernisse, wie zum Beispiel einen Menschen oder eine Werkzeugkiste, zu erkennen und im Robotersystem zu repräsentieren, damit der Roboterarm diesem Hindernis ausweichen kann.
Welche Möglichkeiten bietet Ihnen die Arbeit an der Uni?
Ich kann eigenverantwortlich Forschungsprojekte umsetzen, eigene Vorlesungen gestalten und meine Bildverarbeitungsalgorithmen auf echten Robotern in realen Umgebungen zum Einsatz bringen. Außerdem arbeiten an unserem Institut viele Leute aus unterschiedlichen Disziplinen zusammen. Für die Realisierung eines interaktiven Roboters ist das wichtig: Um erfolgreich zu sein, muss man die Perspektiven der anderen Disziplinen in die Entwicklung einbeziehen. Das Schöne an der Informatik ist, dass man Erkenntnisse aus anderen Fachbereichen gut in die Entwicklung neuer Algorithmen einfließen lassen kann.
Wo sehen Sie Ihre beruflichen Ziele?
In fachlicher Hinsicht möchte ich die Wahrnehmungsfähigkeiten von Robotern und Maschinen ein Stückchen näher an die Fähigkeiten von Menschen heranbringen, damit wir zukünftig einfacher und intuitiver mit Robotern in unserem Arbeits- und Lebensumfeld interagieren können. Ich persönlich möchte mich als Expertin für 3-D-Bildverarbeitung etablieren und interessante, technische Projekte eigenverantwortlich realisieren.
Agnes'‘Tipp: „Beim Informatikstudium geht es nicht darum, eine bestimmte Programmiersprache möglichst gut zu beherrschen, sondern Konzepte zu erlernen, mit deren Hilfe man Algorithmen für verschiedene Probleme entwickeln kann. Wenn du vielseitig interessiert bist und Spaß an Mathe hast, ist die Informatik vielleicht das Richtige für dich!”