Julia, warum hast du dich für den Stu­dien­gang
Tech­nische Phy­sik ent­schie­den?

Ab der 9. Klasse entdeckte ich meine Vorliebe für die Physik, vor al­lem die lo­gischen Zu­sam­men­hän­ge und die Ver­bin­dun­gen bzw. Pa­ral­lelen, die ich zwischen den ein­zel­nen Teil­ge­bie­ten der Phy­sik er­ken­nen konn­te. Al­so, die In­ter­dis­zi­pli­na­ri­tät ist ein­fach fas­zi­nie­rend. Wenn ich se­he, wo die Phy­sik und ihre Mo­delle über­all an­ge­wen­det wer­den kön­nen und was durch die Phy­sik be­schrie­ben wird, ver­setzt mich das im­mer wie­der ins Stau­nen. Ein weiterer As­pekt, der mich bei der Wahl als Stu­dien­fach be­ein­flusste, war die Tat­sache, dass nach die­sem Stu­dium so vie­le mög­liche Ar­beits­felder auf mich warten würden.

Du sagst, die Physik sei sehr vielfältig. Welcher Be­reich fas­zi­niert dich be­son­ders?

Die Quantenmechanik bzw. Quantenchemie finde ich super­span­nend! Da­mit ist es mög­lich, Ma­te­rie und ih­re Eigen­schaf­ten und Ge­setz­mäßig­kei­ten un­ter be­stimmten Be­dingungen zu be­schrei­ben. Seit dem 4. Se­mes­ter ar­bei­te ich als Hiwi (Hilfs­wis­sen­schaft­lerin) an un­serer Uni auf die­sem Ge­biet und kann so da­ran mit­wir­ken, eine eher ex­peri­men­telle Wis­sen­schaft wie die Che­mie mit einer physi­ka­lischen Theo­rie zu be­schreiben.

Das klingt interessant. Was machst du ge­nau und sam­melst du noch wei­tere Praxis­er­fah­rungen?

In meiner Funktion als Hiwi habe ich einige Auswertungs­pro­gram­me für quan­ten­che­mische Be­rech­nun­gen zur Ana­lyse von ex­peri­men­tel­len Spek­tren ge­schrie­ben. Zur­zeit füh­re ich sel­ber quanten­che­mische Be­rech­nun­gen aus und wer­de die­se dann auch aus­wer­ten. Außer­dem habe ich im letzten Som­mer­se­mes­ter ein Pflicht­prak­ti­kum bei der Daim­ler AG ab­sol­viert und mich dort mit der Si­mu­la­tion von Brenn­stoff­zel­len­sys­temen be­schäf­tigt. Zu mei­nen Auf­gaben ge­hör­te die Ent­wick­lung von neu­en Kom­po­nen­ten­mo­del­len auf Ba­sis von neu­ro­nalen Netz­wer­ken und eines Al­go­rithmus zur Ska­lierung von Strö­mungs­maschinen. War super!

Warum entscheiden sich deiner Meinung nach so wenige Schülerin­nen für ein Phy­sik­stu­dium und was wür­dest du einer 16-Jäh­rigen ra­ten, die sich für ein ent­sprechen­des Stu­dium interessiert?

Ich denke, dass viele Frauen davor zurückschrecken, weil sie sich ein Physik­stu­dium sehr schwie­rig vor­stel­len. Des­halb soll­te schon in der Schu­le der Physik­unter­richt spie­lerischer und ex­peri­mentel­ler ge­stal­tet wer­den, um so mög­liche Ängs­te zu neh­men und das In­teres­se auf­zu­bauen. In je­dem Fall wür­de ich im­mer einer Schü­lerin da­zu ra­ten, ein Stu­dium im Physik­be­reich zu ab­sol­vie­ren, wenn sie mo­ti­viert und in­teres­siert ist. Wenn es mal Schwie­rig­kei­ten gibt, sind immer net­te Kom­mi­li­to­nin­nen und Kom­mi­li­tonen da, die ger­ne hel­fen. Ich habe den Zu­sam­men­halt und die Hilfs­be­reit­schaft un­ter­ein­an­der im­mer als sehr p­os­itiv empfunden.

Was machst du nach deinem Studium, wie sehen deine Pläne aus?

Nach Abschluss des Masterstudiums strebe ich eine Promotion an einem Forschungs­institut an. Da mir durch mein Physik­stu­dium so vie­le be­ruf­liche Cha­ncen offen­stehen, möch­te ich mich mo­men­tan noch nicht für eine Rich­tung ent­scheiden. Lang­fris­tig ge­se­hen möch­te ich ent­we­der auf eine Pro­fessur oder einen Pos­ten in der Füh­rungs­ebene eines großen Kon­zerns hin­arbeiten.

Zahlen, bitte! Lange galt die Physik als reine Männer­do­mäne und Frau­en wa­ren in diesem Studien­gang eher die Exotin­nen. Aber das än­dert sich lang­sam: Im Studien­jahr 2010 lag der Zu­wachs bei den Studien­an­fängerin­nen im Ver­gleich zum Vor­jahr bei 24 Pro­zent (+520). Der pro­zen­tuale An­teil der Studien­an­fän­gerin­nen er­reich­te so­mit mit 2.685 re­gis­trierten Stu­den­tin­nen im ers­ten Fach­se­mester einen Höchst­wert von 24,3 Prozent.